ASTRON: Alt und Neu durch behutsame Erweiterung miteinander verwoben

ASTRON, ein niederländisches Institut für Radioastronomie mit internationalem Renommee, liegt inmitten des Nationalparks Dwingelderveld. 1996 erhielt De Zwarte Hond zum ersten Mal den Auftrag das 1980 ebenfalls von De Zwarte Hond entworfene Gebäude zu erweitern.

Nun, 15 Jahre später, erwies sich das Gebäude aufgrund des starken Wachstums erneut als zu klein. Auch für diese Erweiterungsplanung, bei der zeitgleich der älteste Gebäudeabschnitt aus den 1980er Jahren von Grund auf renoviert werden sollte, wurde De Zwarte Hond beauftragt. Die Erweiterung umfasst Büro- und Sitzungsräume, eine Bibliothek, einen Vortragssaal sowie einen neuen Kontrollraum. Das zusätzliche Bauvolumen beherbergt damit alle Kernbereiche des Instituts und wurde deshalb sorgfältig in die bestehende Bebauung eingepasst und gleichsam mit ihr verwoben. Der Neubau bildet das neue Herz des Komplexes und bietet mit seinem Atrium einen zentraler Raum, wo Besucher angemessen empfangen werden können und Wissenschaftler einander begegnen. Die Büros sind in einem L-förmigen Gebäudeflügel untergebracht, dessen besondere Fassadengestaltung das Gebäude mit der Umgebung verschmelzen lässt. Die Fassade wurde so ausgeführt, dass eine Beeinträchtigung der Natur durch Kunstlicht vermieden wird, während die Mitarbeiter trotzdem das Gefühl haben, in der Natur zu arbeiten.

Bei ASTRON ging man zunächst davon aus, dass die zusätzlichen Funktionen in einem Neubau neben dem bisherigen Gebäude untergebracht werden würden. Der nun realisierte Entwurf verfolg jedoch eine andere Strategie: Durch die Positionierung der zentralen Funktionen um den Haupteingang einerseits und die Ergänzung eines Büroflügels im Gelenk zwischen den bestehenden Gebäudeflügeln andererseits wird ohne große Interventionen ein zusammenhängendes Ganzes geschaffen.

Alle Kernfunktionen des Instituts liegen an dem lichtdurchfluteten Atrium, das zu Recht als das Herz des Gebäudes gelten darf. Kurze Wege sowie ein zentraler Treffpunkt für die Wissenschaftler ist das Ergebnis. Sowohl der Vortragssaal, die Bibliothek als auch der Kontrollraum der radioastronomischen Warte sind von Atrium aus sichtbar.

Für das Projekt wurde eng mit Staatsbosbeheer, der staatlichen Forstverwaltung, zusammengearbeitet. Diese hatte es für die Zustimmung zur Erweiterung von ASTRON zur Bedingung gemacht, dass das Gebäude in dem Naturgebiet nicht expressiv in Erscheinung treten würde.

Die zusätzlichen Büros sind in einem Gebäudeflügel untergebracht, der so an den Altbau anschließt, dass sich eine optimale Aussicht auf die wunderschöne Landschaft ergibt. Die High-Tech-Fassade aus Streckmetall, die in einem intensiven gemeinsamen Entwurfsprozess mit dem Fassadenhersteller entwickelt wurde, folgt in verschiedenen Bronze- und Brauntönen dem Farbenspiel des Schilfs, der Gräser und der Bäume der umgebenden Natur. Alle Mitarbeiter können individuell entscheiden, ob sie ein Sonnenschutzelement vor ihrem Fenster platzieren oder aber ob sie die Sonne in ihr Büro lassen möchten. Die Fensterläden sind – low tech - von Hand in den gewünschten Stand verschiebbar. Am Abend werden alle Fassadenelemente automatisch geschlossen, so dass kein Licht von innen nach außen dringt (light pollution) und die Beeinträchtigung der Natur durch Kunstlicht auf ein Minimum begrenzt bleibt. Das tiefergelegene Erdgeschoß (Souterrain) wurde unterhalb der Fassadenelemente aus Streckmetall, als Referenz an das Gebäude von 1996, mit einem durchlaufenden Fensterband versehen. Mit dem zurückhaltend gestalteten Interieur in den Farben Weiß und Anthrazit schließen die neuen Räume nahtlos an das existierende Gebäude an, die Übergänge zwischen dem Gebäudeteil von 1996 und dem heutigen verschwimmen.