Mozaïek Oststadt – Leaving the comfort zone
Eine schwache Sozialstruktur und eine hohe Quote an Transferhilfeempfängern. Ein Sanierungsrückstand der Gebäude, leerstehende Erdgeschosse, zugeparkte öffentliche Räume, eine sichtbare mangelnde Grünversorgung und eine hohe Lärmbelastung, teils über der Schwelle der Gesundheitsgefährdung – damit ist die Oststadt in Pforzheim ein Ort, der in vielen Städten zu finden ist. De Zwarte Hond hat einen Vorschlag für die Entwicklung dieses Stadtgebiets präsentiert.
Zumeist wird in einer solchen Situation zunächst ein ISEK erstellt, das das Offensichtliche noch einmal minutiös beschreibt, und darauf aufbauend entsteht ein Rahmenplan – beides klassische Verfahrensschritte um Fördermittel zu sichern. Der Fokus liegt dabei zumeist erwartungsgemäß dort, wo Zugriff besteht und Gestaltung einfach umzusetzen ist: Im öffentlichen Raum und in den Bereichen Bildung und Kultur.
Unser Vorschlag für Pforzheim Ost, der nicht zur Weiterbearbeitung ausgewählt wurde, setzt darüber hinaus dort an, „wo es weh tut“. Bei der Schaffung einer „gesunden Stadt“, also beim Verkehrslärm und bei der Verantwortung der privaten Eigentümer.
Eine mehrspurige Bundesstraße soll radikal zurückgebaut werden um den Verkehr massiv einzudämmen. Erst so kann Druck aufgebaut werden, um alternative Konzepte im ÖPNV und der Radinfrastruktur priorisiert umzusetzen. Gleichzeitig entsteht Raum und die Notwendigkeit, um ein lebenswertes gemischtes Quartier zu entwickeln, in dem gewohnt und auch zukünftig wieder mehr gearbeitet wird. Die Stadt der kurzen Wege – Arbeiten, Wohnen, Einkaufen und Erholen im eigenen Quartier.
Aber öffentlicher Raum macht alleine keine Stadt und Urbanität kann nur entstehen, wenn die Gebäude die Strukturen bieten, die eine lebendige Stadt benötigt. Deshalb muss auch der Bestand massiv umgebaut und divers ergänzt werden. Die notwendige energetische Sanierung bildet den Anlass. Vorgaben für die privaten Vorhaben sowohl in der Sanierung als auch im Neubau schaffen hybride Gebäude und lösen die Monofunktionalität von Nachkriegsgrundrissen und Gebäudetypologien auf. Jedes Haus wird ein Haus der Möglichkeiten.
Um einen Stadtteil umfassend und nachhaltig umzugestalten sind konkrete Masterpläne unersetzlich. Diese sollten mit neben demselben positiven Gestaltungswillen mit dem öffentlicher Raum überformt wird, auch konkrete programmatische wie typologische Setzungen für den Neubau und den Bestand formulieren. Nur so kann Gentrifikation positiv konnotiert und gesteuert werden.