Nach 1 Jahr kann in Rijnvliet geerntet werden

Die essbare Siedlung Rijnvliet hat ihre erste Erntezeit seit der Eröffnung des Waldgartens 2022 erlebt und die ersten Wohnungen sind dieses Jahr fertiggestellt worden. Bereits 2021 wurde dem Bauvorhaben mit dem Gewinn des Innovation in Politics Award Anerkennung zuteil und dieses Jahr erhielt es den Dame Sylvia Crowe International Award. Das sind schöne Meilensteine für ein Projekt, das von verschiedenen beteiligten Parteien und insbesondere der Bewohnerschaft gemeinsam getragen und ausgeführt wird. 

Der Jury des Landscape Institute zufolge, das Rijnvliet zum Sieger krönte, „zeigt das Projekt, dass mit Engagement, einem offenen Dialog und einer gemeinsamen Vision transformative Nachbarschaftsprojekte zum Leben erweckt werden können“.

Rijnvliet ist eines der letzten Puzzleteile im Utrechter Stadtteil Leidsche Rijn. Das Quartier passt in die Umgebung und schließt nahtlos an am See Strijkviertelplas, am Sportpark Rijnvliet im Süden und an der Straße Rijksstraatweg und dem Park Voorn im Norden. Leidsche Rijn und Strijkviertelplas werden über den großen Wasserlauf De Vliet miteinander verbunden. Doch was Rijnvliet neben seinem Wasserreichtum wirklich einzigartig macht, ist das besondere Grünkonzept der Planung.

Die grünen Freiflächen sind nach dem Waldgartenprinzip gestaltet. Das ist eine Form des Urban Farmings, bei der die ökologischen Wechselbeziehungen eines natürlichen Waldsystems genutzt werden. Anders als bei Naturwäldern kommen vorwiegend für die Erzeugung von Nahrungsmitteln geeignete Pflanzen und Bäume zum Einsatz. Daher bietet ein Waldgarten nicht nur Nahrung in Hülle und Fülle, sondern erbringt auch vielfältige Ökosystemleistungen. Er ist Lebensraum für viele Insekten und zahlreiche andere Tiere, leistet einen Beitrag zum Klimaschutz und ist ein Ort, an dem man sich gern aufhält.

Das ehemalige Weideland Rijnvliet wird nach diesem Waldgartenprinzip neu gestaltet, bei dem der öffentliche Raum, natürliche Gewässer und die Erzeugung von Nahrungsmitteln die Menschen miteinander und mit der Natur verbinden. Noch weiter verstärkt werden diese Bindungen dadurch, dass die Anwohnerschaft und die Mitglieder des Inkubators Metaal Kathedraal als Initiatorinnen und Initiatoren in das Zustandekommen des Waldes und damit der neuen Siedlung eng eingebunden sind. Ausgearbeitet wurde der Plan für die Gestaltung der essbaren Siedlung von Æ Food Forestry Development, Felixx Landscape Architects & Planners und De Zwarte Hond.

Ein vor Kurzem in der überregionalen Tageszeitung NRC erschienener Artikel, in dem verschiedene beteiligte Parteien zu Wort kommen, zeigt, das trotz des langwierigen Prozesses mit Sicherheit Erfolge zu verzeichnen sind. Sarah Lisa Lugthart von Metaal Kathedraal sagt: „Diese essbare Siedlung ist der Beweis, dass ein anderes Zusammenleben und ein anderer Umgang mit der Natur tatsächlich möglich sind.“

Ruben Jonker, Projektmanager bei der Gemeinde Utrecht, berichtet in einem Interview, das Konzept von Rijnvliet stärke den sozialen Zusammenhalt, was derzeit an der Wageningen University weiter erforscht werde. Unter dem Namen CULTiVATE lässt sich dieses Forschungsprojekt online verfolgen und werden vergleichbare Initiativen in anderen europäischen Städten vorgestellt. Wir sind gespannt auf die Forschungsergebnisse und die Lehren, die wir daraus für ähnliche Vorhaben in der Zukunft ziehen können.