„Grenzen überwinden“ mit dem Ziel, eine gemeinsame Stadt-Land-Region zu schaffen, das ist es, was die EUREGIO antreibt. Die Euregio wurde einst mit dem Bewusstsein gegründet, dass für eine grenzüberschreitende Gebietsentwicklung zuallererst gegenseitiges Vertrauen und Zusammenarbeit notwendig sind, und ihre Ziele sind noch stets die Stärkung der Wirtschaft, der Gesellschaft und der nachhaltigen Raumentwicklung.
Die Region Zwolle – Twente – Münsterland hat eine strategische Lage in Nordwesteuropa: Sie liegt am Rande des Gebiets Amsterdam – Brüssel – Köln. Das eröffnet Chancen – aber, um diese nutzen zu können, muss grenzüberschreitend zusammengearbeitet werden. Zugleich stehen schon heute die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit und der breite Wohlstand der Region unter Druck. Von der lokalen bis zur internationalen Ebene sollten Mittel und Wege gesucht werden, um als Ansiedlungs-, Wohn-, Tourismus- und Erholungsregion attraktiv zu bleiben.
Drei Regionen, eine Bahnverbindung
Im Korridor Zwolle – Twente – Münster wohnen 3,1 Millionen Menschen. Nicht in Ballungsräumen, sondern vor allem verstreut in Mittelstädten und im ausgedehnten, relativ dicht besiedelten ländlichen Raum. Das Gebiet wird aufgrund der natürlichen und kulturhistorisch interessanten Landschaft von Touristen und Erholungssuchenden geschätzt und derzeit floriert seine Wirtschaft. Alle drei Teilregionen kennzeichnen sich durch eine recht eigenständige Wirtschaft. Es ist viel Potenzial vorhanden: Bildungsmöglichkeiten auf allen Niveaus, führende Krankenhäuser und Großunternehmen, die zum Beispiel auf Medizintechnologie und Hightech-Anwendungen ausgerichtet sind. Münster und Zwolle sind vergleichbare Städte mit einer starken Zentrumsfunktion für ein großes Umland und Twente betrachtet sich als dazwischenliegende Verbindungsregion. Das verbindende Element ist die Bahnverbindung.
In der EUREGIO arbeitet man schon seit Jahrzehnten an einer starken grenzüberschreitenden Region und es wird erwartet, dass der Euregio-Bahnkorridor in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird. Das von uns gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen Public Result erstellte Wirtschaftsraumprofil dient dazu, die Chancen für eine Strukturstärkung entlang dieser Bahnlinie darzustellen. Diese zielt nicht auf technische Verbesserungen an der Bahnstrecke ab – die auch notwendig sind –, sondern auf „euregionale Pluspunkte“ auf lange Sicht für die Unternehmerschaft, die Einwohnerschaft, Studierende, Pendlerinnen und Pendler und Gäste.
Zur Ermittlung dieses euregionalen Mehrwerts der Bahnlinie analysierten wir die heutige Wirkung der Euregio. Dazu führten wir eine SWOT-Analyse zu den folgenden fünf Themenbereichen durch: Wirtschaft, breiter Wohlstand, Bahnhofsgebiete, Mobilität und Nachhaltigkeit. Außerdem wurde eine Akteursanalyse durchgeführt, bei der speziell Netzwerke untersucht wurden. Denn Netzwerke sind für die wirtschaftsräumliche Strukturentwicklung von entscheidender Bedeutung, und zwar als Indikator für Kooperation und konkret als Instrument für die Abstimmung und Begegnung zwischen Behörden, Gebietskörperschaften, Unternehmen und Bildungs- und Forschungseinrichtungen.
EuregioRail schafft Kooperationsmöglichkeiten für aussichtsreiche Nischen
Die Analyse ergab, dass es gemeinsame wirtschaftliche Schwerpunkte gibt, aber auch, dass sich noch großer Nutzen aus der Zusammenarbeit ziehen lässt (und zwar nicht nur aus der grenzüberschreitenden, sondern auch aus der innerhalb der Provinz Overijssel: Denn in Zwolle richtet man den Blick eher westwärts – zur Metropolregion Randstad – und in Twente auf das deutsche Hinterland). Gerade in den Bereichen Raumentwicklung und Erreichbarkeit kann die Zusammenarbeit nicht Schritt halten. Doch durch bessere Verbindungen lässt sich das wirtschaftliche Potenzial der Euregio stärken. Und diese erfordern eine gute Infrastruktur.
Veränderungen sind unvermeidlich
Es gibt zwar gute überregionale Bahnverbindungen, die es vielen ermöglichen – in manchen Fällen in einer gewissen Entfernung – die Bahn zu nutzen, aber die Euregio hat keine gute multimodale Erschließung. Auf den Straßen drohen Staus, die Erreichbarkeit des ländlichen Raums mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist unzureichend und die Bahnverbindung Zwolle – Twente – Münster benötigt einen Impuls zur Qualitätsverbesserung, insbesondere auf längere Sicht.
Denn heute lässt es sich in der Region zwar noch gut leben – dank ruhigem Wohnen in einem Gebiet, das reich an Natur und Kultur ist und von dem aus bedeutende Städte, führende Universitäten und internationale Flughäfen mit dem Zug erreichbar sind –, aber die Verbindungen zwischen Stadt und Land sind mangelhaft. Wenn es zudem langfristig zu einem Bevölkerungsrückgang in kleinen Kernen kommt, gerät die Lebensqualität schnell unter Druck. Außerdem zeigen Prognosen, dass es in der Euregio zu einem starken Arbeitskräftemangel kommen wird – weil der Anteil junger Menschen in der Bevölkerung sinkt und die Gesellschaft überaltert, aber auch, weil es der Region nicht gut genug gelingt, Talente zu halten.
Auch in größerer Entfernung zur Bahnlinie kann von EuregioRail profitiert werden
Attraktive lebendige Städte mit Kultur- und Infrastruktureinrichtungen auf hohem Niveau sind wichtig, um den Kampf um Talente nicht gegen Ballungsräume zu verlieren. Damit Landflucht in der Region vermieden wird und diese somit weiterhin ein vielfältiges Spektrum an lebendigen Wohnmilieus bieten kann, sind zugleich gute Verbindungen zwischen Stadt und Land notwendig.
Die Aufwertung der Bahnverbindung Zwolle – Twente – Münster mit durchgehenden Zügen kann unseres Erachtens zu einer wichtigen Verbindungsachse für den Austausch, einem gemeinsamen nachhaltigen und inklusiven Wachstum und damit zu einer Stärkung des breiten Wohlstands führen. Das sind die „euregionalen Pluspunkte“ von EuregioRail.
Aufbau einer starken Euregio auf einer gemeinsamen Basis
Die Arbeit an den euregionalen Pluspunkten für sowohl städtische als auch ländliche Gebiete macht (eine intensivere) Zusammenarbeit erforderlich. Wir haben eine vielfältige Palette von Bausteinen zu den fünf Forschungsthemen (Wirtschaft, breiter Wohlstand, Bahnhofsgebiete, Mobilität und Nachhaltigkeit) zusammengestellt. Diese Bausteine unterscheiden sich in ihrer Art und Wirkung und laden dazu ein, schnell zu beginnen. Jede der Teilregionen kann damit an eigene Ambitionen, Zeitschienen und Ansatzpunkte anknüpfen. Da jedoch für die einzelnen Bausteine immer die Berührungspunkte mit anderen Themen benannt werden, wird die Bedeutung eines integrierten Ansatzes und (damit) der Zusammenarbeit stets hervorgehoben.
Ein Katalysator für zukünftige Entwicklungen
Je nach Ambitionsniveau, Grad der Netzwerkkoordination und Investitionskapazität (in und zwischen den drei Regionen) sind verschiedene Entwicklungsrichtungen denkbar. Als Fingerübung haben wir zur Verdeutlichung der Entscheidungen, die getroffen werden können, vier Szenarien entwickelt. Wie neue Zusammenstellungen von Bausteinen zeigen die Szenarien, was für jede Region am Horizont aufscheint, wenn die Möglichkeiten genutzt werden.
Grundsätzlich dient der Euregio-Bahnkorridor in allen Regionen – ungeachtet des Szenarios – als Motor der Verbindung. Infolgedessen lässt er sich leicht für den Austausch und die Zusammenarbeit einsetzen und ist von Nutzen für eine nachhaltige Entwicklung und die Perspektive eines breiten Wohlstands. Bei einem höheren gemeinsamen Ambitionsniveau kann EuregioRail abhängig vom Grad der Netzwerkkoordination für Gebietsentwicklungen in Bahnhofsgebieten und eine inklusive robuste Entwicklung eingesetzt werden – oder sogar zur Schaffung hervorragender Wohnmilieus und eines lebendigen Ökosystems, in dem sich Nischen und Innovationen entfalten können.
Euregio Railcorridor
Der Korridor Zwolle – Twente – Münster hat eine strategische Lage am Rande des wirtschaftlichen Herzstücks Europas. Innerhalb des internationalen Kooperationsverbunds der EUREGIO wird dieser Korridor über die Bahnlinie verbunden. Obwohl es der Euregio heute noch gut geht, wird die Zusammenarbeit verbessert werden müssen, um in den Bereichen Bildung, Arbeitsmarkt, Wirtschaft und Innovation, Wohnmilieus und Lebensqualität, Mobilität und Nachhaltigkeit die vorhandenen Chancen zu nutzen. Denn langfristig drohen Bevölkerungsrückgang, Staus, die Klimakrise, eine Verknappung des Angebots an Infrastruktureinrichtungen und eine Niederlage im Kampf um Talente. Damit die Region auch langfristig für Ansiedlungen attraktiv bleibt und eine nachhaltige inklusive Entwicklung gelingt, sind bessere Verbindungen von entscheidender Bedeutung. Gerade in diesem Bereich kann der Euregio-Bahnkorridor eine Rolle spielen. Diese gut angebundene Bahnlinie und alle ihre Bahnhöfe – die jeweils ihren eigenen Einflussbereich und ihre spezifischen Entwicklungsmöglichkeiten haben – bieten der Region enorme Chancen für die Zukunft. Für jede der drei Teilregionen sind – abhängig von Ambitionen, Netzwerkkoordination und Investitionskapazität – verschiedene Entwicklungsrichtungen denkbar. Doch, ganz gleich, ob es um die weitreichende Entwicklung von Ökosystemen für Spitzeninnovationen und ökonomischen Nischen oder lediglich eine durchgehende Bahnverbindung mit 24 Haltepunkten geht, EuregioRail ist in jedem Fall die Verbindungsachse für den Austausch und für die Stärkung des breiten Wohlstands – die euregionalen Pluspunkte.
data
- Ort
- Zwolle - Twente - Münsterland, NL/D
- Umfang
- 2 landen, 2 provincies / deelstaten – 3 deelregio’s – 134 km spoorlijn
- Auftraggeber
- EUREGIO
- Disziplin
- Städtebau
- Programm
- Periode
- 2022
- Status
- Abgeschlossen
- Partner
- Public Result
- Themen