Wie schafft man in einer modernen Gartenstadt ein grünes urbanes Zentrum?
Bestandssituation
Den Bahnhof Rotterdam Alexander im Osten Rotterdams umgibt ein von den angrenzenden Wohnsiedlungen durch harte infrastrukturelle Grenzen abgetrenntes Gewerbe- und Einzelhandelsgebiet. Es liegt in einem der tiefsten Polder der Niederlande, dem Alexanderpolder, und ist von Gartenstadtsiedlungen aus der Nachkriegszeit umgeben.
Rotterdam steht im Wohnungsbau vor einer großen Aufgabe und sieht Verdichtungsmöglichkeiten in der Umgebung von Rotterdam Alexander. Die Gemeinde hat eine attraktive Vision des Gebiets in Auftrag gegeben, die für zukünftige Entwicklungen in der Umgebung des Knotenpunkts Alexanderknoop eine Lenkungswirkung entfalten soll. Für die Ausarbeitung dieser Entwicklungsperspektive hat DZH mit Felixx (Grün- und Wasserstrategie), SITE (Entwicklungsstrategie) und Studio Bereikbaar (Untermauerung in puncto Mobilität) zusammengearbeitet. Das Ergebnis dieser Kooperation ist ein breit fundiertes Zukunftsnarrativ.
Aufgaben für den Alexanderknoop
Der Stadtteil Prins Alexander, geplant in der Nachkriegszeit als Gartenstadt mit eigenem Stadtteilzentrum, Nachbarschaftszentren, Gewerbegebiet und einem Übermaß an Grün- und Wasserflächen funktionierte lange als eigenständiger Teil von Rotterdam, dessen Planung abgeschlossen war. Die Wandlungsprozesse, die auf Rotterdam und den Stadtteil Prins Alexander zukommen, sind jedoch mit sich ändernden Bedürfnissen von Einwohnerschaft, Nutzerinnen und Nutzern und Unternehmen verbunden – an die sich auch der Alexanderknoop anpassen sollte. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass der Alexanderknoop im Alltag von fast 200.000 Menschen aus dem Stadtteil Rotterdam Oost und der Gemeinde Capelle aan den IJssel eine zentrale Rolle spielt. Überlegungen zur Zukunft dieses Knotenpunkts, zu drängenden Fragen und zu Chancen, die man sich nicht entgehen lassen sollte, bedeuten automatisch: Nachdenken über Rotterdam Oost.
Ambitionen und Rahmenbedingungen
In der Entwicklungsperspektive stellte De Zwarte Hond seine 6V-Strategie in den Mittelpunkt, mit der die Transformation beschleunigt wird, damit sich der funktionale, aber recht seelenlose Alexanderknoop zu einer lebendigen grünen Mitte entwickeln kann, zum Herzen von Rotterdam Oost.
Im Rahmen für diese Entwicklung werden Teilgebiete definiert und Akzente gesetzt, ohne dass dafür bereits ein ausgearbeiteter Plan vorliegt. Er schafft die Rahmenbedingungen für zukünftige Entwicklungen und lässt es zu, dass sich diese jeweils in ihrem eigenen Tempo vollziehen – möglicherweise an einigen Orten sogar ausbleiben. Außerdem bildet der Rahmen die Hauptstruktur für Landschaft, Mobilität, Raum und Programm.
Die verschiedenen Teilgebiete erhalten jeweils ihre eigene Identität, Nutzungsmischung und Entwicklungsgeschwindigkeit und einen eigenen räumlichen Ausdruck. Im Stadtzentrum Alexanderknoop trifft alles aufeinander und ist daher eine höhere Genauigkeit in der Ausarbeitung und Darstellung gefragt. So entsteht ein Mosaik aus Orten und Hauptstrukturen.
Gebietsumwandlung und Mobilitätswende gehen Hand in Hand
Zur Realisierung der Qualitäten des Mosaiks sind Veränderungen im Verkehrssystem notwendig, damit der Fußverkehr nach dem STOMP-Prinzip an erster Stelle steht. (Bei diesem Prinzip ist die Rangfolge in der Planung: zuerst Fußverkehr, dann Radverkehr, ÖPNV, Mobility as a Service und am Ende private Pkw.) Der Verkehr wird so weit wie möglich um das Zentrum herum geleitet und auch Busse fahren nicht mehr quer durch das Gebiet. Der Bahnhof Alexander wird eindeutiger Bestandteil der Straße Alexanderlaan und liegt außerdem künftig am neuen Platz Alexanderplaats. Straßenprofile werden so angepasst, dass mehr Platz für Rad- und Fußverkehr und Grün und Wasser entsteht. Dies stärkt auch die Beziehungen zur benachbarten Bebauung und verbessert die Querbarkeit von Straßen und die Durchquerbarkeit des Gebiets zu Fuß. Introvertierte Gebäude wenden sich mit attraktiven Sockelbereichen nach außen. So wird öffentlicher Raum zum „Place to be“. Die Aufenthaltsqualität erhöht sich enorm. Verstärkt wird dies noch durch die Reduzierung der Pkw im Gebiet und die ökologische Aufwertung des dadurch frei werdenden öffentlichen Raums.
Nutzungsmischung und -intensivierung
Die meisten kennen den Alexanderknoop als Ansammlung einzelner, voneinander getrennter Fragmente. Diese sind zwar als Einkaufszentrum, Bürostandort, Gewerbegebiet oder Mobilitätsknotenpunkt funktional – aber sie bilden kein attraktives kohärentes Zentrum-Milieu.
In Zukunft werden sich die Zusammensetzung der Nutzungen und die Zusammenhänge zwischen diesen erheblich verändern. Am auffallendsten ist die Zunahme an Wohnraum. Dies ist einerseits ein Ziel (denn der Bedarf an zusätzlichen Wohnungen in der Stadt ist groß) und andererseits ein Mittel, um die Lebendigkeit, die Identifikation mit dem Gebiet und die Akzeptanz für Infrastruktureinrichtungen zu verstärken. Auf diese Weise entsteht ein gemischtes städtisches Gebiet mit (mehr) Aufenthaltsqualität, in dem es sich angenehm(er) wohnen und arbeiten lässt. Durch die Hinzufügung von hauptsächlich drei- bis sechsgeschossigen Wohnbauten bleibt die räumliche Wirkung von Rotterdam Alexander erhalten und wird gleichzeitig der menschliche Maßstab gestärkt.
Herz von Rotterdam Oost, Zentrum für die Region!
Der Alexanderknoop der Zukunft ist das pulsierende Herz des Stadtteils Rotterdam Oost und ein wesentlicher Bestandteil im polyzentrischen Rotterdam des 21. Jahrhunderts. Der Alexanderknoop des Jahres 2040 ist das grünste und gesündeste Zentrumsgebiet der Niederlande und auch eines der am besten erreichbaren. Dort findet man das Beste aus beiden Welten: die Dynamik und Nähe des Stadtlebens und die Ruhe, die Weite und das Grün des gartenstädtischen Landlebens. Diese beiden Welten gehen am Alexanderknoop fließend ineinander über.
Visions des Gebiets Rotterdam Alexanderknoop
Für das Gebiet um den Bahnhof Rotterdam Alexander hat De Zwarte Hond im Auftrag der Gemeinde Rotterdam eine Gebietsvision entwickelt, die aus dem funktionalen Knotenpunkt Alexanderknoop eine großstädtische Mitte für Rotterdam Oost macht. Damit verbunden ist der Wandel von einer funktionalen „Umsteigemaschine“ und einem Einkaufszentrum in Randlage zu einem grünen, lebendigen, städtischen Ort, der zum Verweilen einlädt, an dem gewohnt wird, kulturelle Einrichtungen vorhanden sind und Rad- und Fußverkehr Vorrang haben.
Das Gebiet um den Bahnhof Rotterdam Alexander ist verbesserungsbedürftig. Bestehende Funktionen wie Läden und Büros benötigen einen Qualitätsschub. Die Bewohnerschaft der umliegenden Stadtviertel betrachtet es nicht als ihr eigenes Zentrum. Damit sich Alexander zu einer attraktiven, angenehmen Umgebung entwickelt, ist eine große räumliche Transformation notwendig – mit Augenmerk auf dem menschlichen Maßstab, der Gesundheit und der Anpassung an den Klimawandel. Um dies zu erreichen, sollten 8.000 Wohneinheiten und kulturelle und soziale Einrichtungen hinzukommen und Gebäuden mit geschlossen wirkenden Fassaden in Multifunktionskomplexe mit aktiven, offenen und einladenden Sockelbereichen umgewandelt werden.
Dieser Wandel schafft die idealen Voraussetzungen für einen Mobilitätswende. Alexander ist und bleibt (auch) ein Verkehrsknotenpunkt. Durch die Organisation des Alltages in der Nähe des Wohnorts werden mehr Menschen zu Fuß gehen, mit dem Rad fahren oder den ÖPNV nutzen. In dem Gebiet werden ein feinmaschiges Fußgänger- und Fahrradnetz sowie ein saubereres öffentliches Verkehrsnetz errichtet und die Teilmobilität gefördert. Gleichzeitig wird das Gebiet aber auch weiterhin mit dem Auto erreichbar sein. So schaffen wir den sich selbst verstärkenden Mechanismus der 6 V („Verdichten“, „Vermengen“, „Verblijven“, „Vergroenen“, „Verfijnen“, „Verduurzamen“), und das bedeutet: Durch Verdichtung und Nutzungsmischung entsteht Raum zum Verweilen und zur ökologischen Aufwertung, wird eine stärkere Differenzierung des Stadtgefüges ermöglicht und machen wir Alexander nachhaltiger.
data
- Ort
- Rotterdam, NL
- Umfang
- 140 ha
- Auftraggeber
- Gemeente Rotterdam
- Disziplin
- Städtebau, Strategie
- Programm
- Integrale verstedelijkingsstrategie, Masterpläne & öffentlicher Raum
- Periode
- 2021-2022
- Status
- In Entwicklung
- Partner
- Felixx Landscape Architects and Planners, SITE urban developers & Studio Bereikbaar
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