Wie lässt sich die Stadt für Verdichtung begeistern?
Wir befinden uns in Haarlemmermeer, einer Gemeinde, die immer weiter wächst. Auch 2021 sollen 20.000 Wohneinheiten hinzukommen. Aber Erweiterungen werden aufgrund von Einschränkungen durch Fluglärm, hohen Infrastrukturkosten und Herausforderungen wie aufsteigendem Grundwasser immer schwieriger. Wir erhielten den Auftrag zu sondieren, ob im Hinblick auf die Wohnungsfrage Verdichtung eine Alternative sein könnte. Dies musste nicht nur raumplanerisch untersucht werden, sondern es sollte auch Akzeptanz für das Thema geschaffen werden. Damit wurde Öffentlichkeitsbeteiligung ein integraler Bestandteil der Aufgabe.
Ein gemeinsamer Dialog mit der Stadt über Verbesserungen
Um mit der Stadt ins Gespräch zu kommen, wollten wir deshalb nicht über Verdichtung sprechen, sondern über die Entwicklung der Stadt. Den Blick nicht zu starr auf die Anzahl der zuzubauenden Wohneinheiten richten, sondern diese zur Aufwertung von Bestandsquartieren nutzen. Dies war der Beginn einer anderen Betrachtung der Wohnungsfrage, denn plötzlich ging es darum, welche Verbesserungen im Viertel möglich sind, zum Beispiel mehr Grün, mehr Infrastruktureinrichtungen und eine Optimierung der Erreichbarkeit. Verdichtung als Investitionsmotor für das eigene Viertel.
Katalog für Verdichtung: Welche Verbesserungen können damit für das eigene Viertel verbunden sein?
Menükarte für die Nachbarschaft
Wir entwickelten einen Katalog, um zu demonstrieren, wie Verdichtung Verbesserungen in der eigenen Nachbarschaft voranbringen kann. Beispiele waren Sport- oder Wander- und Spaziermöglichkeiten, mehr Infrastruktureinrichtungen im Stadtviertel, eine bessere Erreichbarkeit, die Möglichkeit, im eigenen Viertel in eine größere Wohnung umzuziehen, etc. Und wenn man eine bessere Idee hatte? Dann konnte man sie selbst noch hinzufügen. Die Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung waren überraschend und rückten das Benötigte in den Vordergrund. Hilfreich war auch, dass wir neben dem Katalog Fragen vorlegten, die ein Dilemma beinhalteten, zum Beispiel: Wollen Sie mehr kleine Grünbereiche in der Nähe oder größere weiter entfernte? Es gab wirklich einiges zu entscheiden.
Liebeserklärung an das Viertel
Da wir 2021 in der Coronazeit keine persönlichen Treffen vereinbaren konnten, suchten wir ein niederschwelliges digitales Hilfsmittel. Die Wahl fiel auf Swipocratie, eine Art „Tinder“, bei dem mit einem „Swipe“ angeben werden konnte, welche Ideen man gut fand. Es wurde über Lokalzeitungen und Medien unter den Bewohnerinnen und Bewohnern des Viertels verbreitet. Mehr Reaktionen als erwartet gingen ein. Sie zeigten, dass Menschen gern über die Zukunft ihrer Gemeinde nachdenken, aber auch, dass es sehr wohl Akzeptanz für Verdichtung gab.
Stufenplan:
- Über welchen Ort wollen Sie sprechen? (typische Orte)
- Was sollte aus Ihrer Sicht in Ihrem Viertel verbessert werden? (Katalog für Verbesserungen)
- Welches Maß an Verdichtung finden Sie gut (sehen, was geschieht, in Augenhöhe)
- Was ist Ihnen wichtiger? (Dilemmata)
In meiner Nachbarschaft
Anschließend möchte man das Gespräch suchen über Orte, die für Menschen einen Wiedererkennungswert haben, aber nicht jede Straße oder jedes Viertel kann gesondert behandelt werden. Über eine Analyse fanden wir heraus, dass sich die ganze Gemeinde in acht typische Orte unterteilen lässt. Beispiele sind u. a. breite städtische Straßen, Nachbarschaftszentren, Haltestellen öffentlicher Verkehrsmittel, Wohnquartiere und Gewerbegebiete. Dank dieser Unterteilung konnte man sich an Überlegungen zu Orten beteiligen, die man kennt.
Danach war die passende Illustration von entscheidender Bedeutung. Wir wählten als zentrales Bild die Perspektive in Augenhöhe und veranschaulichten in verschiedenen Varianten, wie mehr Verdichtung auch zu mehr Verbesserungen führt. Zum Beispiel zeigte sich dabei, dass es an historischen Polderwegen keine Akzeptanz für Verdichtung gab, aber durchaus in der Umgebung von Nachbarschaftszentren. Die Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung wurden bei einem Abschlusstreffen bekannt gegeben. Dabei gab es auch Raum für Fragen und eingehendere Erläuterungen.
Verdichtungspotenzial in Wohngebieten
Umsetzbarkeit
Wir haben Verdichtung nicht nur dargestellt, sondern über Planungsstudien auch Berechnungen dazu angestellt. Wird es gelingen, 20.000 Wohnungen zu bauen, und welche Auswirkungen haben der Zuwachs von Wohnraum und Arbeitsplätzen für den Grad der Urbanität? Denn Untersuchungen haben gezeigt, dass ein höherer Urbanisierungsgrad auch ein anderes Mobilitätsverhalten fördert. Das sind interessante Verknüpfungsmöglichkeiten, und Erkenntnisse in diesem Bereich können beim Hinwirken auf bestimmte Anzahlen hilfreich sein. Durch die Unterteilung der Gemeinde in 100 x 100 m große Flächen konnten wir dies für einzelne typische Orte berechnen. Das führte zur „Pixel“-Verdichtungskarte. Diese Karte stellt die acht typischen Orte dar und zeigt das Spektrum auf, wo ein klein wenig Verdichtung möglich ist und wo Chancen auf eine stärkere Verdichtung bestehen.
Verdichtungspotenzial an Arbeitsplätzen
Haarlemmermeer Verdichtingsvision
Haarlemmermeer steht vor einer enormen Aufgabe: bis 2040 sollen 20.000 neue Wohnungen gebaut werden. Traditionell wurden Erweiterungen über Neubausiedlungen realisiert, aber dies wird aufgrund von Herausforderungen wie Fluglärm, aufsteigendem Grundwasser und hohen Infrastrukturkosten immer schwieriger und kostspieliger. Deshalb hat die Gemeinde untersucht, ob die Verdichtung von Hoofddorp, Nieuw-Vennep und benachbarten Gebieten eine machbare Alternative darstellt. De Zwarte Hond erhielt den Auftrag, eine Vision für die Verdichtung zu entwickeln und dafür Akzeptanz zu schaffen. Diese Vision zeigt, wie Raum für das Wohnen und Arbeiten in Bestandsquartieren hinzugefügt werden kann und welche Vorteile die Verdichtung Bewohnern und Unternehmen bietet. Der Einsatz des digitalen Hilfsmittels „Swipocratie“ und die Darstellung der Verdichtung/Verbesserung an wiedererkennbaren Orten ermöglichten es, in Haarlemmermeer Begeisterung für Verdichtung zu wecken. Die Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung sind in die Vision für die Verdichtung eingeflossen und haben wichtige Akzente gesetzt.
data
- Ort
- Gemeente Haarlemmermeer, NL
- Umfang
- 200 km²
- Auftraggeber
- Gemeente Haarlemmermeer
- Disziplin
- Städtebau, Strategie
- Programm
- Integrale verstedelijkingsstrategie
- Periode
- 2020-2021
- Status
- In Entwicklung