Katshoek Rotterdam

Rotterdam, NL

Kann man in einem monumentalen Bürogebäude kreativ und entspannt wohnen?

Rotterdam

Katshoek

Das Ensemble an der Straße Heer Bokelweg; Quelle: Wijnand Galema via HNI-Archiv

Entwurfszeichnung von Maaskant mit charakteristischer skulpturaler Form; Quelle: Platform Wederopbouw/HNI-Archiv

Quelle: Platform Wederopbouw

Im Quartier Zomerhofkwartier (ZOHO) im Rotterdamer Viertel Agniesebuurt vollzieht sich eine Transformation. Das Gewerbegebiet verwandelt sich in ein lebendiges Viertel mit einer Kombination aus Wohnen und gastronomischen und gewerblichen Nutzungen. De Zwarte Hond erhielt den Auftrag, das von Huig Maaskant entworfene Gewerbezentrum Katshoek um ein Geschoss aufzustocken und in ein Wohngebäude mit lebendiger Erdgeschosszone zu transformieren.

Das Gebäude Katshoek aus dem Jahr 1969 in der Straße Heer Bokelweg in Rotterdam ist Teil eines charakteristischen Ensembles, zu dem unter anderem das Akragon-Gebäude und die Berufsschule Grafisch Lyceum gehören. Diese Straße war ursprünglich als Verbindung zwischen der Hauptverkehrsstraße Schiekade und dem nicht realisierten Autobahnzubringer Rottetracé konzipiert. Beim Entwurf der Gebäude orientierte man sich an Größe und Maßstab dieses neuen breiten Stadtboulevards. Jetzt, wo sich die Umgebung zu einem lebendigeren Quartier für Wohnen und Arbeiten entwickelt, das Raum für Fußgänger und Radfahrer bietet, wird von Katshoek in Augenhöhe mehr verlangt.

Ein für Maaskant atypisches Gebäude
Huig Maaskant ist einer der Architekten des Wiederaufbaus in Rotterdam. Der Maaskant-Kennerin Michelle Provoost zufolge ist Katshoek ein für Maaskant atypisches Gebäude: „Vor allem die Fassade wirkt sehr flächig, und das ist bei Gebäuden von Maaskant selten der Fall. Seine Gebäudefassaden sind meist besonders expressiv.“ Bei Katshoek ist der Einfluss von Maaskants Begeisterung für Amerika am großen Maßstab erkennbar. Ganz typisch für seinen Stil ist auch das Spiel mit Flächigkeit und starker plastischer Wirkung.

Katshoek bei der Fertigstellung 1969

Das Stützenraster von Katshoek erweist sich als sehr anpassungsfähig.

Adaptive Konstruktion
Das ursprünglich als Gewerbezentrum konzipierte Katshoek-Gebäude ist großzügig bemessen und hat ein weites Stützenraster von 10 m. Ein Beweis für die Anpassungsfähigkeit des Gebäudes ist, dass es sich nach Jahrzehnten unter Beibehaltung der Gebäudestruktur zu einem Wohngebäude umnutzen lässt. Möglich ist dies dank seiner großzügigen Bemessung, Robustheit und Schönheit. In Anbetracht der heute anstehenden Aufgaben ist es eine Quelle der Inspiration.

Das Gebäude passt sich dem veränderten Kontext im Anschluss an den „Hofbogen“ an, einen ehemaligen Bahnviadukt mit vielfältig genutzten Viaduktbögen, der im neuen Quartier ZoHo den Stadtteil Rotterdam Noord als neuer linearer Park durchzieht. Mit Katshoek wird nicht nur auf die Nachfrage nach Wohnraum im Zentrum reagiert, sondern auch mehr Raum für „Maker“ geschaffen. Das Gebäude beherbergt verschiedene Wohnungstypen: Wohneinheiten für Maker, Wohnungen und Penthouses. Die hohen Geschosshöhen verleihen den Wohnungen eine besondere Großzügigkeit. Fahrradabstellplätze wurden in einer sogenannten „Fahrrad-Kathedrale“ geschaffen.

Die Verdichtung und Aufstockung dieses besonderen Gewerbeortes des Rotterdams der Nachkriegszeit führt zu Anpassungen an den Gebäuden. Gleichzeitig wird die unmittelbare Umgebung lebendiger und durch die Kombination von Wohnen und Gastronomie vielfältiger. Die Nutzungen ändern sich, während die ursprüngliche Atmosphäre erhalten bleibt.

Die Architektur wiederbeleben
De Zwarte Hond transformiert das Gebäude Katshoek mit Respekt vor dem ursprünglichen Entwurf. Als Richtschnur dient dabei die Prinzipskizze von Maaskant mit ihrer ausdrucksstarken skulpturalen Form. Die Flächigkeit der Fassade bleibt erhalten, die starke plastische Wirkung der Balkons – des sogenannten Bindeglieds – wird wiederhergestellt, die Treppenhäuser werden saniert, die Kunst am Bau wird restauriert und der Sockelbereich wird aktiviert und mit einer starken Robustheit und Detaillierung in Augenhöhe ausgeführt.

Katshoek wird abgestimmt auf den Entwurf von Maaskant um ein Geschoss aufgestockt. Die Aufstockung weist die gleiche flächige Plastik und horizontale Bänderung auf, wird aber in poliertem Aluminium, einem Material mit zeitgemäßer Ausstrahlung, ausgeführt. Dadurch kommen die besonderen Qualitäten des Gebäudes noch besser zur Geltung.

Das heutige Gebäude ist eine Besonderheit im Œuvre von Maaskant

2. Kontrast zwischen Flächigkeit und plastischer Wirkung in der Fassade; charakteristische offene Balkons als „Scharnier“ zwischen zwei Gebäudeflügeln

Horizontale Gliederung der Geschosse

Sichtbarkeit der vertikalen Stützen im Sockelbereich

Die charakteristische plastische Wirkung von Katshoek kommt wieder zum Vorschein

Große Proportionen und Gesten und eine großzügige Einteilung
Stärken des Entwurfs von Maaskant sind die großen Proportionen und Gesten und die großzügige Einteilung. Charakteristisch für Katshoek ist das Spiel mit flächiger und plastischer Wirkung. Das haben wir wieder zum Vorschein gebracht und im Entwurf betont, unter anderem bei den Fenstern und im Sockelbereich. Die Wohnungen erhalten als Außenräume Wintergärten mit Faltfenstern mit flächiger Detaillierung. Diese unterstützen in geschlossenem Zustand die Flächigkeit der Fassade und haben in geöffnetem Zustand eine ausdrucksstarke plastische Wirkung.

Ein urbaner robuster Sockelbereich mit Industriecharakter

Entwurfsskizze Maaskant von Eingangslobby im Gebäude Katshoek; Quelle: HNI-Archiv (via Michelle Provoost)

Ein robuster Sockelbereich und eine „Hotellobby“
Die Sockelbereiche mit zum Industriecharakter passenden Bereichen für Maker und dem Café Katshoek an der Ecke wirken offen und einladend. So wird passend zu der neuen lebendigen Nutzung und dem veränderten Kontext die Lebendigkeit und Maker-Kultur in der Stadt sichtbar. Der Entwurf basiert auf Archivrecherchen und Forschung zum Werk von Maaskant und den funktionalen Anforderungen des neuen Nutzungsprogramms. Er respektiert und stärkt den ursprünglichen Entwurf. Die neue robuste Ausstrahlung des Sockelbereichs passt zum urbanen Industriecharakter des Gebäudes und verstärkt die plastische Wirkung und Lebendigkeit in Augenhöhe. Große Fensterfronten bieten Einblicke in die Bereiche der Maker und der Gastronomie und Ausblicke auf die Straßenebene. Die charakteristischen Zwischengeschosse im Sockelbereich-Schnitt von Maaskant werden ebenso wie die großzügigen Eingangsbereiche, die ein reibungsloses Passieren ermöglichen, wiederhergestellt.

Maaskant gestaltete bei seinen Entwürfen die Eingangsbereiche sehr aufwendig; sie wirkten fast wie Hotellobbys. Diese Eingangshallen werden von uns wiederhergestellt. Es erfolgt eine Restaurierung der noch vorhandenen Bestandteile und eine Rekonstruktion der entfernten Elemente anhand von Archivplänen. Der (im Bau nicht realisierte) von innen nach außen durchgehende Pflanztrog wurde im Entwurf wieder aufgenommen.

1. Bestehende Fassadenverkleidung: Muschelkalk-Fassadenplatten als vorgehängte Natursteinfassade an Metallunterkonstruktion

2. Faltschiebefenster: außen bündig in Fassade, Stahlrahmen, feuerverzinkt und in Farbe pulverbeschichtet

3. Abgehängte Decke: geschlossene abgehängte Decke aus Aluminium

4. Geländer: Flachstahl in Farbe pulverbeschichtet, Befestigung über Senkkopfschrauben

5. Aluminium-Fensterrahmen: feuerverzinkt und in Farbe pulverbeschichtet

Materialgebrauch: Es ist, was es ist
Charakteristisch für Maaskant-Gebäude aus dieser Zeit ist die (edle) Materialisierung. Häufig verwendete Materialien sind unbehandelter Beton, Stahl und Glas. Bei Katshoek kam eine begrenzte Materialpalette zum Einsatz, bestehend aus Naturstein, Muschelkalk, (aufgerautem) Beton, Glas, Aluminium und Stahl. Diese Palette wird beibehalten. 

Katshoek Rotterdam

Im Quartier Zomerhofkwartier (ZOHO) im Rotterdamer Viertel Agniesebuurt vollzieht sich eine Transformation. Das Gewerbegebiet verwandelt sich in ein lebendiges Viertel mit einer Kombination aus Wohnen, gastronomischen Einrichtungen und gewerblichen Nutzungen. De Zwarte Hond erhielt den Auftrag, das von Huig Maaskant entworfene Gewerbezentrum Katshoek um ein Geschoss aufzustocken und in ein Wohngebäude mit circa 250 Wohneinheiten und lebendiger Erdgeschosszone zu transformieren. Im neuen Entwurf baut De Zwarte Hond respektvoll auf den bestehenden Qualitäten des Maaskant-Entwurfs auf und setzt das charakteristische Spiel mit flächiger und plastischer Wirkung fort. Die Flächigkeit der Fassade bleibt erhalten, die starke plastische Wirkung der Balkons wird wiederhergestellt. Es erfolgt eine Sanierung der Treppenhäuser und eine Restaurierung der Kunst am Bau. Der Sockelbereich wird aktiviert und erhält wieder die ehemals geplante starke Robustheit mit Detaillierung. Das zuvor introvertiert wirkende Straßenbild wird mit einem Fahrradraum und Bereichen für „Maker“ und Gastronomie in einen offenen und lebendigen Bereich mit Aufenthaltsqualität transformiert. Die großzügige Konstruktion zeigt die Anpassungsfähigkeit des Gebäudes und bietet dank ihrer Überdimensionierung die Flexibilität zur Transformation in ein Wohngebäude. Das Gebäude erhält eine Aufstockung, die auf den Entwurf von Maaskant abgestimmt ist und die gleiche flächige Plastik und horizontale Bänderung aufweist, aber in einem anderen Material ausgeführt ist und die besonderen Qualitäten des Gebäudes betont. So wird Katshoek darauf vorbereitet, wieder Jahrzehnte zu überdauern.

details

Projekt
Katshoek Rotterdam
Ort
Rotterdam, NL
Umfang
28.246 m²
Periode
2021-2023
Auftraggeber
DubbeLL en XIOR Student Housing
Disziplin
Architektur
Programm
Sport, Freizeit & Gastronomie, Wohnen & Betreuung
Status
In Entwicklung
Fotografie
Wijnand Galema, Platform Wederopbouw, Archief HN, Anna OdulinskaI
Partner
Stedenbouwkundig ontwerp: Echo
Mehr Info
bd@dezwartehond.nl