Wie gestaltet man ein vom Einzelhandel geprägtes Quartier im menschlichen Maßstab?
Die “Neue Mitte” blickt auf eine mehr als 30-jährige Entwicklung zurück, die insbesondere durch die Entwicklung von Einzelhandel und diversen Freizeitangeboten geprägt war. Trotz einzelner weiterer arrondierender Neuansiedlungen, die kurz bis mittelfristig erfolgen werden, scheint das Wachstumspotential in diesen Segmenten erschöpft zu sein. Vielmehr hat im Einzelhandel bereits ein umfassender Wandel hin zu Onlineangeboten eingesetzt.
Um die Neue Mitte zu einem zukunftsfähigen, nutzungsgemischten und nachhaltigen Quartier weiterzuentwickeln, genießt die Entwicklung von Wohnen, Forschung und hochwertigem Gewerbe höchste Priorität. In drei Fokusräumen die städtebaulich Entwickelt wurden, werden qualitativ neue Anforderungen an den Kontext gestellt.
Aufgrund der überregionalen Bedeutung und Anziehungskraft der “Neuen Mitte” sind die öffentlichen Räume und insbesondere das Erschließungssystem, primär auf den motorisierten Individualverkehr, ausgerichtet. Mit der Integration von Wohnen, Forschung und hochwertigem Gewerbe entsteht die Notwendigkeit das räumliche Gerüst der “Neuen Mitte” weiterzuentwickeln.
1990 vs 1998
Vision, Strategie & Leitbilder
Neben den Straßenräumen, die auch mittelfristig weiterhin eine hohe PKW-Belastung haben werden, entsteht eine grün-blaue Parklandschaft, die primär dem Radverkehr und den Fußgänger:innen vorbehalten ist. Sie wird an strategischen Punkten mit den umliegenden qualitativ hochwertigen Landschaftsräumen verbunden. Als wachsendes räumliches Netz sollen sukzessive nicht nur die neuen Entwicklungen, sondern auch große Teil des Bestandes an dieses neue strukturierende System für die Neue Mitte Oberhausen angebunden werden.
Damit verfügen zukünftig alle großen Nutzungen und Baufelder der Neuen Mitte über zwei Adressen: eine an der grün-blauen Parklandschaft und eine zur Straße. Insbesondere die bestehenden und neuen ÖPNV-Angebote, zum Beispiel die neue Straßenbahnlinie im Osten der Neuen Mitte, werden in die grün-blaue Parklandschaft eingebunden. Damit entsteht eine hochwertige Mobilitätsalternative zum privaten PKW. Die neue erste Adresse an der grün-blauen Parklandschaft ist die Voraussetzung, um erfolgreich qualitativ hochwertige Nutzungen, insbesondere Wohnen in kompakten, urbanen und dichten Typologien entwickeln zu können.
Alle neuen Entwicklungen und Transformationen im Bestand folgen der Prämisse der Integralität von Freiraum und Gebäude. Dabei wird der Freiraum, aber auch die Fassaden und Dächer, als ein gemeinsames System definiert, in dem die Nutzung von solaren Potentialen (Photovoltaik), die Regenwasserretention, der sommerlicher Hitze-und Vegetationsschutz, wie auch der Artenschutz und Biodiversität als eine integrale Aufgabe betrachtet wird.
Grün-blaue Parklandschaft für Radfahrer und Fußgänger
Ripshorster Stadtgarten
Der Ripshorster Stadtgarten nimmt die besondere Atmosphäre der Riwetho-Siedlung, des Gehölzgartens und des Lappkes Mühlenbach zum Ausgangspunkt. Dabei steht die bestehende Ruderalvegetation und der wilde Aufwuchs auf dem Gelände der ehemaligen Maschinen und Anlagenbau GmbH Newag in einem spannenden Kontrast zur denkmalgeschützten Werkshalle der Newag.
Unter maximalem Erhalt der bestehenden Vegetation soll ein ökologisch wertvolles und autoarmes Quartier mit zahlreichen gemeinschaftlichen Freiräumen entstehen. Die Bebauung wird mit wenigen Ausnahmen höchstens dreigeschossig werden.
Die Newag-Halle erhält selbst zahlreiche neue Nutzungen. Denkbar sind Nahversorgung, kleinteiliges Gewerbe, eine KiTA und auch Wohnen in einigen östlich neu angelagerten Bauvolumen. In einem Teilbereich der Halle kann darüber hinaus noch ein Großteil der notwendigen Stellplätze nachgewiesen werden. Zwischen Newag-Halle und einem neuen Gebäude auf dem
Standort der Waschkaue entsteht ein kleiner Nachbarschaftsplatz, der auch den Hauptzugang in den Ripshorster Stadtgarten darstellt. Den Übergang zur Riwetho- Siedlung bilden kleinteilige Gebäude. Insgesamt können hier bis zu 450-500 Wohneinheiten entstehen
Quartier der Möglichkeiten
Das Quartier der Möglichkeiten nutzt die bestehende Ringerschließung des Brammenrings optimal. Es entstehen acht, vorzugsweise gemischte, Baufelder mit je einem Umfang von ca. 15.000 bis 30.000m² BGF.
Zum Brammenring haben die Baufelder eine ruhige vier-bis sechsgeschossige straßenbegleitende Bebauung. Zur zentral gelegenen grün-blauen Parklandschaft löst sich die Bebauung in Einzelbaukörper auf. Das Höhenspiel wie auch die gebäudetyplogischen Möglichkeiten erfahren hier große Abwechslung und viel Freiheit, um auf die individuellen Bedürfnisse der zukünftigen Nutzer:innen und Bewohner:innen eingehen zu können.
Die Entwicklung soll abschnittsweise auf Basis individueller Vorhaben und Erschließungspläne für jedes Baufeld individuell erfolgen. Die notwendigen Stellplätze werden ebenfalls baufeldweise in kleinen Quartiersgaragen oder alternativ unter überdeckten Parkdecks im EG nachgewiesen. Das Innere der Baufelder wie auch die Adressen zur grün-blauen Parklandschaft sollen autofrei werden.
Mixed-use Brammenring
Am südlichen Rand des Stahlwerks Ost entsteht zwischen Brammenring und der Bahntrasse (Oberhausen-Essen) eine neue Skyline der Neuen Mitte. Sie zeigt sowohl nach Norden als auch nach Süden zur neuen Straßenbahnlinie und zur Bahntrasse eine spannende Abfolge von Baukörpern, Hochpunkten und Durchblicken.
Gegliedert in bis zu fünf Teilprojekte entsteht ein sowohl in der Vertikalen als auch Horizontalen nutzungsgemischtes Ensemble. Insbesondere die Nähe zum Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik stellt eine besondere Lagegunst dar. Ziel ist es, neben Wohnen und notwendiger Nahversorgung insbesondere forschungsaffines Gewerbe anzusiedeln.
Der Gesamtumfang der möglichen Geschossfläche liegt je nach Anzahl und Ausbildung der Hochpunkte bei 50.000 – 70.000 m2 BGF. Die notwendigen Stellplätze werden vorzugsweise in einer mehrgeschossigen Quartiersgarage untergebracht.
Neue Mitte Oberhausen
Die “Neue Mitte Oberhausen” verfügt über erhebliche Flächenreserven, insbesondere im Bereich des Stahlwerks Ost mit 11 ha und südlich der Ripshorster Straße mit weiteren 11 ha. Diese Bereiche, wie auch zahlreiche Baufelder an der Osterfelder und Essener Straße im direkten Umfeld des CentrO stehen kurzfristig als Entwicklungsflächen zur Verfügung. Große Bereiche sind dabei bereits jetzt sehr gut erschlossen und können ohne weitere Erschließungskosten hochbaulich entwickelt werden. Um die Neue Mitte zu einem zukunftsfähigen, nutzungsgemischten und nachhaltigen Quartier weiterzuentwickeln, genießt die Entwicklung von Wohnen, Forschung und hochwertigem Gewerbe höchste Priorität. Aufgrund der überregionalen Bedeutung und Anziehungskraft der “Neuen Mitte” sind die öffentlichen Räume und insbesondere das Erschließungssystem, primär auf den motorisierten Individualverkehr, ausgerichtet. Mit der Integration von Wohnen, Forschung und hochwertigem Gewerbe entsteht die Notwendigkeit das räumliche Gerüst der “Neuen Mitte” weiterzuentwickeln. Gleichzeitig ergibt sich aus der Verpflichtung zum Klimaschutz und der Notwendigkeit zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels, ein weiterer dringender Handlungsbedarf. Mit dem Rahmenplan werden für drei Teilbereiche (Quatier der Möglichkeiten, Ripshorster Stadtgarten, Mixed use Brammenring) erste Konkretisierungen vorgenommen, die die Kerngedanken zur Entwicklung der Neuen Mitte in räumliche – atmosphärische Leitbilder übersetzen. Sie sind die Grundlage erster Vermarktungsüberlegungen und planungsrechtlicher Setzungen.
data
- Ort
- Oberhausen, D
- Umfang
- 344 ha
- Auftraggeber
- Stadt Oberhausen
- Disziplin
- Strategie
- Programm
- Bildung & Forschung, Gewerbe & Büros, Masterpläne & öffentlicher Raum
- Periode
- Status
- Vision
- Fotografie
- Flooer, De Zwarte Hond