Wie kann Neubau einer Altstadt Impulse geben?
In den Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts wurde der Spuiboulevard zur Aufrechterhaltung einer guten Erreichbarkeit des Stadtzentrums für den motorisierten Verkehr zu einem modernen Büro-Boulevard umgestaltet. Dieser Eingriff war Bestandteil der damaligen großen Stadterneuerung. Neben viel Platz für Autos wurden in diesem Stadtteil eine neue Größe und ein neuer Maßstab in Form eines insbesondere von Büroflächen geprägten Nutzungsprogramms eingeführt. Das heutige Bürgeramt Stadskantoor, der Crownpoint-Bau und das Gebäude Hellingen sind Teil dieser Entwicklung.
Der größere Maßstab bricht mit dem kleinen Maßstab und der Kleinteiligkeit des Altstadtkerns und der ihn umgebenden Bebauung aus dem 19. Jahrhundert.
Beim Spuiboulevard, der ein Bindeglied zwischen der Altstadt Dordrechts und der Bebauung aus dem 19. Jahrhundert ist, die diese wie eine Haut umgibt, besteht Veränderungsbedarf. Die Bürobauten am Boulevard sind veraltet und als Stadtbausteine zu groß für die Körnigkeit der Umgebung. Daher knüpfen sie nicht besonders gut an den historischen Altstadtkern und die Bebauung aus dem 19. Jahrhundert an. Außerdem hat sich die Nachfrage nach Wohnraum erhöht und besteht der Wunsch, Dordrecht auch für neue Zielgruppen attraktiv zu machen.
In der westlichen Hälfte, dem Teilgebiet 2 des Spuiboulevards, werden am Standort des Crownpoint-Baus, des Gebäudes De Hellingen und des heutigen Bürgeramts Stadskantoor Flächen frei werden, da das Behördenpersonal einen Neubau, das „Huis van Stad en Regio“, beziehen wird. Die Entwicklung dieses Neubaus im Teilgebiet 1 des Spuiboulevards ist Voraussetzung für die Entwicklungen in Teilgebiet 2.
Eine sorgfältige städtebauliche Einbindung
Der historische Hintergrund und die zuvor genannten Prinzipien und Grundsätze bestimmen die städtebauliche Einbindung der neuen Wohnbauentwicklung in ihre Umgebung. Die Neuentwicklung grenzt an einige bedeutende städtebauliche Strukturen Dordrechts an.
Ein Rahmenplan für innerstädtische Verdichtung
Das Wohnumfeld ist kleinteilig, städtisch, verkehrsberuhigt und hat nicht nur eine hohe Dichte, sondern bietet auch öffentliche Bereiche, Innenhöfe und Gebäude mit hochwertiger Ausstrahlung. Der Komplex wird als eine Einheit wahrgenommen, bietet aber auf Gebäudeebene auch individuelle Ausdrucksmöglichkeiten. Die Wohnnutzung erstreckt sich bis ins Erdgeschoss. Besonderes Augenmerk liegt hier beim Übergang von innen nach außen. Das Wohnen aktiviert den angrenzenden öffentlichen Raum. Die öffentlichen Bereiche sind grün und qualitativ hochwertig und leisten einen Beitrag zur Stärkung der Ambitionen in den Bereichen Biodiversität, Anpassung an den Klimawandel und Ökologie.
Ein echtes Dordrechter Wohnmilieu: Genau wie in der Altstadt reicht die Wohnnutzung bis ins Erdgeschoss und hat jede Wohneinheit direkt an der Straße eine eigene Eingangstür. Auch die aufwendige Detaillierung und Ziegelstein als Hauptfassaden-Material bewirken eine gute Einpassung in die Umgebung. Die landschaftlich gestalteten öffentlichen Bereiche bieten bei unterschiedlichen Witterungsverhältnissen Komfort. Hofeingänge sind sorgfältig als Teil der Fassade gestaltet und Eckgebäude schließen ans Nachbargebäude an und bilden einen besonderen Abschluss des Baublocks.
In Dordrecht gibt es diverse historische Vorbilder für Innenhöfe
Die historischen Vorbilder sind eine Inspirationsquelle für das neue Wohnumfeld am Spuiboulevard. Dank der Aktivierung und ökologischen Aufwertung der Ufer des Hafens Spuihaven entwickelt sich aus der heute noch strikten Trennung zwischen Innenstadt und umgebender Bebauung aus dem 19. Jahrhundert ein Ort der Begegnung und Entspannung. Die grünen Plätze entlang des Spuiboulevards sorgen für Dynamik, denn dort ist auch Raum für andere Nutzungen als Wohnen. Der ruhige Gegenpol dazu sind die Innenhöfe, die Besucherinnen und Besuchern das Gefühl vermitteln, dort zu Gast zu sein. Öffentliche Bereiche beider Typen stärken den Zusammenhang zwischen der umgebenden Bebauung im Osten und der im Westen sowie der umgebenden Bebauung aus dem 19. Jahrhundert und der Innenstadt.
Großzügige, zugängliche für Dordrecht typische Innenhöfe bieten viel Raum für Grün und die Anpassung an den Klimawandel
Spuiboulevard Dordrecht
Der Gemeinderat von Dordrecht verabschiedete am 20. Dezember 2022 den Plan, der die Grundlage für zukünftige Entwicklungen im Teilgebiet 2 des Spuiboulevards legt. De Zwarte Hond unterstützte die Gemeinde Dordrecht bei der Erstellung des städtebaulichen Rahmens und des Bildqualitätsplans – eines Plans zur Festlegung der Qualität des optischen Erscheinungsbilds. Dieser Plan umfasst eine Fläche von circa 4,1 Hektar und ermöglicht die Transformation in ein attraktives vielfältiges städtisches Wohnmilieu mit Mischnutzung. Hervorgegangen ist der Plan aus der Vision für das Gebiet Spuiboulevard von 2018, der die Idee zugrunde liegt, das Gebiet zu beleben und Bahnhof und Innenstadt miteinander zu verbinden. Der aus den Sechzigerjahren stammende Spuiboulevard ist das Bindeglied zwischen dem historischem Altstadtkern und der ihn umgebenden Bebauung aus dem 19. Jahrhundert. Die Struktur basiert auf einem drei Baublöcke mit gemeinschaftlichen Innenhöfen umfassenden Grundkonzept. Bestandsbauten werden in die neuen Baublöcke integriert. Dank der Grundstruktur aus mehreren städtischen Baublöcken entsteht ein feinmaschiges informelles Wegenetz für Fußgänger und Radfahrer. Gemäß der Vision für das Gebiet bilden die Baublöcke zusammen ein Ensemble für urbanes Wohnen und ein gemischtes städtisches Wohnmilieu.
details
- Projekt
- Spuiboulevard Dordrecht
- Ort
- Dordrecht, NL
- Umfang
- 4,1 ha
- Periode
- 2019-2022
- Auftraggeber
- Gemeente Dordrecht
- Disziplin
- Städtebau
- Programm
- Masterpläne & öffentlicher Raum
- Status
- Abgeschlossen
- Fotografie
- De Zwarte Hond
- Partner
- OKRA
- Mehr Info
- bd@dezwartehond.nl