
Triptychon: Die Stadt als Lernort
Ein aus Afrika stammendes Sprichwort lautet: „Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf“. Es beruht auf der Erkenntnis, dass nicht nur die Eltern für die Erziehung von Kindern verantwortlich sind, sondern die ganze (Dorf-)Gemeinschaft gemeinsam diese Verantwortung trägt. Eine sichere Interaktion mit möglichst vielen verschiedenen Menschen ist gut für Kinder. Sie entwickeln dadurch soziale Kompetenzen und lernen unterschiedliche Perspektiven kennen.
Doch nicht nur die Gemeinschaft sollte sich für die Erziehung von Kindern verantwortlich fühlen. Die Stadt selbst muss auch ein sicheres und gesundes Umfeld für verschiedene Formen der Interaktion sein. Erforderlich sind dafür zuallererst sehr gute Schulbauten, die Kindern in einer anregenden Umgebung angenehmes Lernen ermöglichen.
Doch auch die Stadt bietet gute Lernmöglichkeiten. Nicht ohne Grund haben „Streetwise“ und „Street Credibility“ eine positive Konnotation. Im öffentlichen Raum kommt man auf spielerische Weise mit diversen Situationen in Berührung, sowohl räumlichen Konfigurationen als auch sozialen Beziehungen und Kombinationen aus beidem. Man hat den ersten Streit im Sandkasten, Freundschaften werden auf dem Basketballplatz geschlossen und erste Lieben entflammen im Eissalon.
„Lerne eine Stadt kennen und du wirst sie lieben, und um das, was man liebt, kümmert man sich!“
Wir beginnen dieses Triptychon mit „De Stad als Leerplek“ (die Stadt als Lernort), der Schulausgabe der Graphic Novel METRO O1O, einem Buch über die Geschichte der Stadt Rotterdam mit einem Ausblick auf fünf Zukunftsszenarien für das Jahr 2050.
Es wurde in 62 Schulen in und um Rotterdam an circa 8.500 Schülerinnen und Schüler der Orientierungsstufe verteilt. Wir erhielten nicht nur viele begeisterte Reaktionen von Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern, sondern viele Schulen haben auch begonnen, das Buch auf eigene Art zu nutzen über: das Lesen von Kapiteln im Unterricht, eine Präsentation eines der Comiczeichner oder den direkten Einstieg über eine der Lektionen (lesbrieven) des zugehörigen Unterrichtsmaterials.
Es wurden rund 20 Unterrichtslektionen in Zusammenarbeit mit der Bibliothek Rotterdam und vielen weiteren Rotterdamer Partnern entwickelt, von denen die Schulausgabe begleitet wurde. Jede Lektion steht im Zusammenhang mit einem bestimmten Buchkapitel. So wird Schülerinnen und Schülern ein breites Spektrum an aktuellen Themen präsentiert, unter anderem: Diversität, Lebensqualität, Inklusion, Nachhaltigkeit, Chancenungleichheit, Klima und Energiewende. Im Laufe der Zeit wird sich die Auswahl an Unterrichtslektionen erweitern und damit ein komplettes ergänzendes Unterrichtspaket entstehen.

In Teil 2 des Triptychons stand der Gestaltungswettbewerb Bremen Kids im Mittelpunkt. Dies bot De Zwarte Hond die Gelegenheit, unsere stadtplanerischen Erkenntnisse zum Thema „kinderfreundliche Stadt“ zu vertiefen. Das Ergebnis dieses zweiten Teils des Triptychons ist ein städtebaulicher Entwurf aus der Perspektive von Kindern.
Autofreie Straßen, verspielte Haustypologien, gemeinschaftliche Innenhöfe und urbane Verdichtung. Diese Bausteine führen zu mehr Sicherheit, mehr Spielraum und einer größeren Diversität der Bewohnerschaft. Stadtplanerische Aspekte dieser Art fördern den sozialen Zusammenhalt, indem sie in Vierteln mit vielen Bewohnerinnen und Bewohnern mit Migrationshintergrund verschiedene Milieus zusammenbringen, Freiräume sicher machen und dazu anregen „sich gegenseitig wahrzunehmen“.
Kinder und Jugendliche wurden als vollwertige Expertinnen und Experten in den Ideenfindungsprozess einbezogen. Wir sind zu der Überzeugung gelangt, dass eine fairere, sicherere und gesündere Stadt entsteht, wenn die Perspektive von Kindern im Planungsprozess stärker berücksichtigt wird.

Zum Abschluss des Triptychons findet die Aktion „De Toekomst van de Groningse Scholen“ statt, die vorige Woche begonnen hat. In den nächsten 20 Jahren wird die Gemeinde Groningen fast 1 Milliarde Euro in die Sanierung und Erneuerung ihrer Schulen investieren. Eine Riesenaufgabe, die aber auch viele Chancen bietet, um für die Kinder, die Gebäude, die Bildung, das Umfeld und die gesellschaftliche Rolle von Schulen in Nachbarschaften und Quartieren einen Qualitätsschub zu generieren.
Wie erreichen wir, dass die besten Schulbauten der Niederlande in Groningen stehen werden? Die Stadt hat eine reiche Tradition, beweist Mut und steht in den kommenden Jahren vor einer großen Aufgabe. Aber all dies führt noch nicht zum besten Gebäude. Wie können wir das erreichen? Daran wird diese Aktion für Schulen im nächsten Jahr arbeiten.
Bart van Kampen ist der Kurator der Aktion und ergreift in dieser Rolle die Initiative, um wichtige Themen zu identifizieren und zu untersuchen, wie sich die Groninger Ambitionen zu den anderen Entwicklungen verhalten, die in den Niederlanden im Gange sind.