© Monique Shaw

Neue Fakultät für Geisteswissenschaften an der Universität Leiden Herta Mohr eröffnet

Im Auftrag der Universität Leiden hat De Zwarte Hond den ehemaligen Cluster Zuid der geisteswissenschaftlichen Fakultät nach zirkulären Prinzipien saniert und erweitert. Ende der Siebzigerjahre entwarf der Architekt Joop van Stigt Cluster Zuid für die geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Leiden. Dieses beeindruckende Beispiel für den Strukturalismus in der Architektur wurde am 8. Oktober feierlich unter dem Namen Herta Mohr eröffnet. Das Gebäude bietet nun (ohne Tiefgarage) eine Fläche von 11.400 m² mit mehr als 700 Räumen für Lehre und Selbststudium, zwei Hörsälen sowie Arbeits-, Besprechungs- und Gemeinschaftsräumen. Außerdem sind in dem Gebäude die Bibliotheken des Zentrums für Afrikastudien und der Nahoststudien untergebracht.

Bessere Orientierung und mehr Licht stärken die Zusammengehörigkeit der Gebäudeteile
Cluster Zuid bestand ursprünglich aus sieben „Einzelhäusern“. Die Orientierung im Gebäude war schwierig, die beiden Innenhöfe ähnelten sich stark und wegen der schmalen Gänge wirkten die Innenräume dunkel. Außerdem ließen die dunklen Decken und die kleinen Fenster, die teils Verglasungen aus Drahtglas hatten, eine verschlossene Wirkung und eine gedrückte Atmosphäre entstehen.

Zur Verbesserung der Bestandssituation wurde das Haus in der Mitte zurückgebaut und durch ein neues großes Herzstück mit viel Tageslicht ersetzt. Dadurch können sich Besucherinnen und Besucher von diesem zentralen Bereich aus besser orientieren und bildet das Gebäude dank des hellen Atriums eine zusammenhängende Einheit. Von den bestehenden Häusern aus wurden diagonale Sichtverbindungen zur neuen Mitte geschaffen.

Die zweite Etage wurde komplett erneuert und auf der Seite des Bahnhofs des Eisenbahnmuseums Maliebaan kam ein achtes Haus hinzu, dessen Fassade ebenfalls in eloxiertem Aluminium ausgeführt ist. Im ursprünglichen Entwurf von Van Stigt war an dieser Stelle auch ein Haus geplant, das aber nie realisiert wurde.

Da das ursprüngliche Gebäude von Van Stigt Teil eines unter Ensembleschutz stehenden Ensembles ist, wurden an der Fassade nur minimale Veränderungen vorgenommen. Ein ins Auge springendes Detail sind die Betonfertigteilstützen mit kegelförmigen Stützenköpfen – einige davon mit runden Balkons –, die auch nach der Sanierung sichtbar bleiben.

Das einladende Gebäude öffnet sich zur Stadt, denn der Eingangsbereich verbindet den Vorplatz mit dem Innenhof, und dadurch entsteht eine Interaktion mit der Umgebung. Es gibt nun mehr Raum für Begegnung, sowohl drinnen an der Coffee Corner als auch draußen bei den Sitzelementen auf dem Platz. Das Gebäude ist Teil des Humanity Campus, an dem in den kommenden Jahren Verbesserungsmaßnahmen durchgeführt werden, um die Anbindung an die Stadt und an den grünen Singelpark zu stärken. Es verkörpert in diesem Verbesserungsprozess den ersten Schritt.

Eine Sanierung, bei der Wiederverwendung und Nachhaltigkeit Priorität haben
Bei der Entwicklung dieses Gebäudes wurden 72 % mehr nachhaltige Maßnahmen umgesetzt als das niederländische Baugesetzbuch „Bouwbesluit“ vorschreibt. Dank der Auswahl hochwertiger Materialien mit sehr geringen Schadstoffemissionen für das gesamte Gebäude verfügt Herta Mohr nun über ein BREEAM Excellent-Zertifikat. Außerdem wurde das Gebäude gedämmt und mit Solarmodulen und einem Wärme- und Kältespeicher ausgestattet.

Darüber hinaus hat man zur Erfüllung der hohen Nachhaltigkeitsanforderungen neue effiziente Haustechnik installiert. Da aber die Tragfähigkeit der Bestandskonstruktion für diese Veränderungen nicht ausreichte, wurde die zweite Etage zurückgebaut und auf der verbleibenden Bausubstanz eine völlig neue Konstruktion errichtet. Diese Maßnahme ließ die einzelnen „Häuser“ zu einer Einheit zusammenwachsen, in der die technischen Anlagen vollständig integriert sind.

Wiederverwendung
Eine besondere Leistung ist die Wiederverwendung eines Großteils des ursprünglichen Gebäudes und der Bestandsfassade. Betonstützen des zurückgebauten mittleren Hauses wurden bei der Erweiterung des Gebäudes wiederverwendet. Auch anderen Materialien wurde ein neues Leben geschenkt. Die alten Holzdecken aus Redwood (Sequoia sempervirens) beispielsweise wurden zu einer Wandverkleidung für das Atrium umgearbeitet. Dafür wurden die Latten in Zusammenarbeit mit der Förderwerkstatt BWRI sorgfältig bearbeitet, von Nägeln befreit und gefräst. Dank des speziellen Verlegemusters der Verkleidung konnte alles so vorgefertigt und montiert werden, dass möglichst wenig Restmaterial anfiel.

Respekt vor dem Bestand
Die Sanierung des Gebäudes Cluster Zuid führt zu einer Ergänzung und Stärkung des Originalentwurfs. Das Gebäude spiegelt sowohl den Geist der Zeit von Joop van Stigt als auch den der Gegenwart wider. Mit der Entscheidung für die Sanierung und die Verbesserung der Nachhaltigkeit des Gebäudes hat sich Herta Mohr einen neuen Platz im kollektiven Gedächtnis der Stadt Leiden erobert.

In der Ausführung haben wir mit dem Baukonsortium Combinatie Cluster Zuid zusammengearbeitet, dem Constructif und Koninklijke Kuijpers angehören. Außerdem danken wir Aronsohn, Buro Bouwfysica, KCAP, Bwri, C2N, Fokkema & Partners Architecten, HARRYVAN, Nelissen ingenieursbureau, New Horizon und Pieters Bouwtechniek für die hervorragende Zusammenarbeit.