Out There #4 Wohngrundrisse

Diese Woche erschien die neueste Ausgabe von Out There, dem in unregelmäßigen Abständen erscheinenden Bookazine von De Zwarte Hond. Es behandelt in verschiedenen Themenbereichen das Verhältnis zwischen Planung und Gesellschaft. Die Inhalte sind immer das Ergebnis von Gesprächen zwischen den Partnern und mit Auftraggebern und Experten. Diese Gespräche eröffnen uns neue Perspektiven für die ständige Erforschung des eigenen Werks und der eigenen Haltung, die auch in diese Publikation eingeflossen sind. Die Redaktionsleitung übernehmen im Wechsel zwei oder mehr Partner, aber die Verantwortung für die Inhalte jeder Ausgabe von Out There tragen wir als De Zwarte Hond gemeinsam.

Out There #4 ist ein Plädoyer, den Wohngrundriss wieder zu einem vollwertigen Bestandteil der Entwurfsaufgabe zu erheben. Denn warum sollten wir uns in einer immer vielfältiger werdenden Gesellschaft mit nur zwei Sorten begnügen: dem Einfamilienhaus und der Geschosswohnung? Deshalb ist diese Ausgabe ein Plädoyer für bessere Grundrisse. 

Weiter unten auf dieser Seite können Sie ein Exemplar des Out There #4-Magazins bestellen (in niederländischer Sprache).

In den Niederlanden werden in den kommenden Jahren fast eine Million Wohneinheiten gebaut werden. Es wird in hohem Tempo massenhaft gezeichnet und geplant, um diese Zahl zu erreichen. Wir bemerken in unserer täglichen Praxis, dass die Qualität von Wohnbauten ernsthaft gefährdet ist. Wir beobachten, dass man Wohngebäude immer häufiger eher als Mittel zur Geldanlage denn als Mittel zur Beherbergung von Menschen betrachtet. Dabei bleibt die Qualität der Wohnbauten auf der Strecke, und das geht offenbar vor allem zu Lasten der Grundrisse. Das müssen und können wir verbessern. 

Dafür wählen wir eine Strategie der positiven Beeinflussung – aber eine, die in einer sozialen Haltung zu unserer Aufgabe Wohnen fest verankert ist. Das Hauptziel ist es, den Wohngrundriss als Entwurfsaufgabe wieder ganz oben auf die Tagesordnung zu setzen. Wir untersuchen die Frage, verknüpfen sie mit all den anderen Aufgaben und suchen Alternativen zum Einheitsbrei. 

Das tun wir natürlich nicht allein. Speziell für diese Ausgabe von Out There kamen zwei Partner von De Zwarte Hond, Henk Stadens und Lisa van der Slot, mit Peter Michiel Schaap von GRAS zu gemeinsamen Gesprächen zusammen sowie zu Gesprächen mit fünf Experten: dem Architekten und Forscher Glenn Lyppens (POLO Architects und Universität Antwerpen), der Anthropologin Irene Cieraad (TU Delft), dem Forscher Jos Hesselink (Cushman & Wakefield), der Geschäftsführerin für den Bereich Immobilieninstandhaltung Maartje Brans (de Alliantie) und dem Stadtgeografen Cody Hochstenbach (Universität Amsterdam). Dies führte zu neuen Erkenntnissen und inspirierenden Ideen.

Wir beschäftigten uns eingehend mit der Geschichte des niederländischen Wohngrundrisses in den letzten hundert Jahren. Auf einer Zeitachse, gezeichnet und wunderschön illustriert von Studio Nadia Nena, wurden wichtige Entwicklungen und Ereignisse aufgereiht, die Wohngrundrisse von ca. 1900 bis heute beeinflusst hatten. Eine deutliche, Hoffnung machende Erkenntnis ist, dass Krisen in der Regel zu Innovationen führen. Der Wohngrundriss war immer eine bauliche Antwort auf eine Frage. Wohnraumknappheit? Die Antwort: Schnellbau und das Teilen von Wohnraum. Arbeitskräftemangel? Standardisierung. Öl- und Gasknappheit? Wohnbauten nachhaltiger machen. Außerdem führten gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen zu erheblichen Veränderungen im Wohngrundriss, zum Beispiel die Emanzipation der Frauen und die Familiengröße sowie die Zunahme der Mobilität. Und das ist interessant. Zu welchen Innovationen werden die gegenwärtigen Krisen führen? Das ist also eine Zeitachse aus der man lernen kann und die zum Philosophieren anregt, über das, was kommen wird.

Wir haben die Thematik des Grundrisses ganz bewusst in einen größeren Zusammenhang gestellt. Erstens, weil die besten Lösungen im Zusammenhang entstehen. Zweitens, weil es uns wichtig ist, dass wir mit unserer Aufgabe im Bereich Wohnen einen Beitrag zu all den anderen anstehenden Aufgaben leisten: vom Klimawandel bis hin zu Verteilungsfragen. Im Übrigen muss das überhaupt nicht störend sein. Out There #4 führte zu dem Aufruf, ein Thema auf die Agenda zu setzen: das Wiederaufgreifen unseres Wohnungsbaus als komplexe gesellschaftliche Aufgabe. Eine kulturelle Aufgabe, bei der es nicht nur um Quantität, sondern vor allem auch um Qualität geht. Damit können wir – Auftraggeber, Architekten, Bauunternehmer, öffentlicher Sektor und Bewohner – gemeinsam der Wohnqualität einen nachhaltigen Impuls geben. 

Wer dieses Magazin liest, wird darin bestimmt Inspirationen finden und schnell erkennen, dass wir unsere Wohnbauten und Wohngrundrisse schon mit kleinen Veränderungen um einiges besser, schöner und angenehmer machen können.