
Wie verwandeln wir ein besonderes Gebäude in ein ideales Lernumfeld?
Herta Mohr, Universität Leiden
Ende der Siebzigerjahre entwarf Architekt Joop van Stigt das markante Cluster Süd für die Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Leiden. Dieses Beispiel strukturalistischer Architektur wurde von De Zwarte Hond zirkulär saniert und von 12.458 m² auf 16.008 m² BGF inklusive Parkgarage erweitert – zum neuen Herta-Mohr-Gebäude. Es bietet heute über 700 Lehr- und Selbstlernplätze, zwei Hörsäle, Arbeits- und Besprechungsräume, Gemeinschaftsbereiche sowie zwei Bibliotheken.
Das ursprüngliche Gebäude bestand aus sieben „Häusern“. Das mittlere Haus wurde durch ein neues zentrales Herz mit großzügigem Haupteingang ersetzt. In der neuen Situation können sich Besucher*innen leichter von der zentralen Halle aus orientieren. Durch das neue Atrium gelangt viel Tageslicht ins Gebäude, das sich im Inneren als ein zusammenhängendes Ganzes präsentiert. Zudem wurde das gesamte zweite Obergeschoss erneuert und ein achtes Haus ergänzt, ausgeführt in eloxiertem Aluminium.
Besonders bemerkenswert ist die Wiederverwendung eines Großteils der ursprünglichen Bausubstanz und Fassade. Aus dem abgerissenen mittleren Haus wurden drei Betonsäulen in den Neubau integriert. Auch andere Materialien erhielten ein zweites Leben – so wurden die alten Redwood-Deckenpaneele zu Wandverkleidungen im Atrium umgearbeitet. Diese Lamellen wurden in Zusammenarbeit mit der sozialen Werkstatt BWRI bearbeitet, entnagelt und gefräst. Mit der Entscheidung für Sanierung und Nachhaltigkeit hat das Herta-Mohr-Gebäude einen neuen Platz im kollektiven Gedächtnis von Leiden gefunden.
data
- Ort
- Leiden, NL
- Umfang
- 16.008 m²
- Auftraggeber
- Vastgoedbedrijf Universiteit Leiden
- Disziplin
- Architektur
- Programm
- Bildung, Öffentliche Gebäude
- Periode
- 2018-2024
- Status
- Abgeschlossen
- Fotografie
- Eva Bloem, Stijn Poelstra, Jan Versnel
- Partner
- Constructif, Nelissen ingenieursbureau, Kuijpers, HARRYVAN, New Horizon, Bwri, Buro Bouwfysica, DGMR, Fokkema & Partners Architecten, Pieters Bouwtechniek Delft
- Awards (1)
-
- Betonprijs
Bestehende Gebäude
- Betonprijs
- Themen

Leiden

Universiteit Leiden

Zirkuläre Renovierung von Cluster Zuid
Ende der Siebzigerjahre entwarf Architekt Joop van Stigt das Cluster Süd für die Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Leiden. Das Gebäude fällt durch seine strukturalistische Maßstäblichkeit auf, die sich an der „Körnung der Stadt“ orientiert und in einem präzisen Raster aus pilzförmigen Betonsäulen sichtbar wird.
Das Gebäude wurde zirkulär saniert und von 12.458 m² auf 16.008 m² BGF inklusive Tiefgarage erweitert. Es bietet heute Platz für über 700 Lehr- und Selbststudienplätze, zwei Hörsäle, Arbeits- und Besprechungsräume, Gemeinschaftsbereiche sowie die Bibliotheken des Afrika-Studienzentrums und der Nahoststudien.


Neues zentrales Herz für Transparenz und Orientierung
Cluster Süd bestand ursprünglich aus sieben „Häusern“, doch die Orientierung im Gebäude war schwierig. Die beiden Innenhöfe ähnelten sich stark, und es fehlte an Transparenz. Zudem wirkte das Gebäude durch die schmalen Flure mit vielen geschlossenen Wänden eher abweisend.
Um dies zu verbessern, wurde der mittlere Gebäudeteil abgerissen und durch ein neues zentrales Herz mit einem großzügigen Haupteingang ersetzt. In der neuen Situation können sich Besucherinnen und Besucher leichter von der zentralen Halle aus orientieren. Das Gebäude, das durch das neue Atrium viel Tageslicht erhält, wirkt im Inneren wie eine zusammenhängende Einheit. Darüber hinaus wurde das gesamte zweite Obergeschoss erneuert und ein achtes Haus aus eloxiertem Aluminium hinzugefügt.


1. Oberlicht mit Sonnenschutz
2 Akustikkeil aus Wollfilz
3. Wiederverwendetes Holz aus demselben Gebäude
4. Bestehendes Betonskelett mit pilzförmiger Säule
5. Neues Dach für Installationsgeschoss


Ursprünglichen Charakter bewahrt und gestärkt
Die Veränderungen an den Außenfassaden wurden auf ein Minimum beschränkt, da das Gebäude Teil eines geschützten Stadtbildes ist. Auffällig an der Fassade sind die vorgefertigten Betonstützen mit konisch geformten Köpfen, die teilweise mit runden Balkonen versehen sind. Während der Renovierung blieben diese Stützen über ihre gesamte Länge vollständig sichtbar.
Die Renovierung von Cluster Süd ergänzt den bestehenden Entwurf und stärkt ihn zugleich. Das Gebäude spiegelt nicht nur den Zeitgeist von Joop van Stigt wider, sondern auch den der heutigen Zeit. Durch die Entscheidung für eine zirkuläre Renovierung und nachhaltige Modernisierung hat das Herta-Mohr-Gebäude einen neuen Platz im kollektiven Gedächtnis von Leiden eingenommen.


© Harryvan

© Harryvan
Eine Renovierung mit Fokus auf Wiederverwendung und Nachhaltigkeit
Eine besondere Leistung besteht darin, dass der Großteil des ursprünglichen Gebäudes und der Fassade wiederverwendet wurde. Drei Betonstützen aus dem abgerissenen mittleren Gebäudeteil wurden in den Erweiterungsbau integriert. Auch andere Materialien erhielten ein neues Leben: Die alten Deckenpaneele aus Sequoia-Redwood wurden zu Wandverkleidungen im Atrium umgestaltet. Diese Latten wurden sorgfältig bearbeitet, entnagelt und gefräst – in Zusammenarbeit mit der sozialen Werkstatt BWRI. Das spezifische Muster der Latten ermöglichte eine vollständig vorgefertigte Produktion und Montage, wodurch möglichst wenig Restmaterial übrig blieb.




Integrierter Ansatz für Nachhaltigkeitsziele
Das Herta-Mohr-Gebäude hat eine BREEAM-Excellent-Zertifizierung erhalten, unter anderem durch die Auswahl hochwertiger Materialien mit geringer Emission gesundheitsschädlicher Stoffe sowie durch die Integration von Dämmung, Solarpaneelen und einem Wärme-Kälte-Speichersystem.
Um den hohen Nachhaltigkeitsanforderungen gerecht zu werden, wurden zudem neue, energieeffiziente technische Anlagen installiert. Die bestehende Konstruktion konnte diese jedoch nicht tragen, weshalb das zweite Obergeschoss entfernt und eine komplett neue Tragstruktur auf das Gebäude aufgesetzt wurde. Dieser Eingriff hat die einzelnen „Häuser“ zu einer Einheit verbunden, wobei die technischen Installationen vollständig integriert wurden.

Doorsnede

begane grond