Kämmerei Quartier Bremen

Wie kann ein Campus Synergien zwischen Bildung, Gewerbe und Denkmalschutz erzeugen?

Kämmerei Quartier Bremen

In Bremen wird das Gelände der ehemaligen Bremer Woll-Kämmerei zu einem lebendigen Campus entwickelt, der Bildung, Gewerbe und Denkmalschutz miteinander verknüpft. Der Campus bietet Platz für rund 4.000 Schülerinnen und Schüler sowie 300 Lehrkräfte aus fünf Berufsschulen. Ergänzend sollen auf dem Gelände Unternehmen angesiedelt werden, deren Profile zu den Ausbildungsgängen passen. Im ehemaligen Rathaus entsteht ein multifunktionales Gebäude mit Polizei, Bibliothek, Café und weiteren öffentlichen Nutzungen. Drei Schulen erhalten Neubauten, zwei weitere kombinieren historische Bausubstanz mit neuen Elementen. Die prägenden denkmalgeschützten Gebäude bleiben erhalten – ihre charakteristischen Merkmale wie Fensterformate und Baukörperproportionen werden in den Neubauten zeitgemäß interpretiert. Dabei entstehen bewusst Kontraste: Neben den Backsteinfassaden der historischen Bauten treten künftig Holzfassaden der neuen Gebäude. Aus einem konkurrierenden Werkstattverfahren ging De Zwarte Hond als Sieger hervor. In der anschließenden Funktionsplanung – gemeinsam mit chora blau Landschaftsarchitektur und zahlreichen Akteur:innen – wurden die denkmalgeschützten Gebäude hinsichtlich ihrer Eignung und Machbarkeit für die schulische Nutzung geprüft. Mit dem Kämmereiquartier entsteht in Blumenthal ein vielfältig nutzbarer öffentlicher Raum, der ganzjährig belebt ist und neue Impulse für den Stadtteil setzt.

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Ort
Bremen Blumenthal, De
Umfang
8 ha
Auftraggeber
WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH
Disziplin
Städtebau
Programm
Gewerbe & Büros, Öffentliche Gebäude, Urbanisierungsstrategie, Wohnen
Periode
2023
Status
Abgeschlossen

Von der Woll-Kämmerei zum Gewerbe- und Bildungscampus
Die Bremer Woll-Kämmerei wurde 1883 in Bremen Blumenthal gegründet. Hier wurde vor allem Schafswolle produziert. Zu ihren besten Zeiten in den 1950er Jahren beschäftigte die BWK rund 5.000 Menschen. Rund 60 Jahre später allerdings hatte sich die Situation verändert, so dass 2009 die Verarbeitung eingestellt wurde. Der historische und teils denkmalgeschützte Gebäudebestand steht nun überwiegend leer und bietet hohes Potenzial für einen identitätsstiftenden Ort für Blumenthal. Das neue Kämmerei-Quartier legt einen Schwerpunkt auf die Verschränkung von Gewerbe und Bildung. Der Standort soll für kleinteiliges Gewerbe und Handwerk gemeinsam mit fünf Berufsschulen und einer Oberschule entwickelt werden. Das Zusammenspiel von Bildung und Gewerbe in einem Quartier soll dazu führen, dass alle gegenseitig voneinander lernen und profitieren können. 

1. Bildung und Gewerbe: Da die Berufsschulen mit ihren anwendungsbezogenen Lernformaten, wie beispielsweise den Werkstätten oder Bauhöfen, sehr praxisorientiert sind, ist diese Mischung beider Funktionen an diesem Standort optimal

2. Das Campus-Prinzip: Die Schulen verzichten auf reguläre, abschließbare Schulhöfe zugunsten eines gemeinsamen Außenbereichs, der das Campusgefühl erzeugt. Gleiches gilt auch für alle weiteren geteilten Nutzungen wie Sport, Mensa und Fahrradabstellfläche

3. Freiraum – der Ort als neuer Campus in und für Blumenthal: Das Campusareal ist maximal mit dem innerstädtischen Gefüge vernetzt. Im Freiraum soll der Fokus auf den menschlichen Maßstab gelegt werden: sich kreuzende Wege, kleinteilige Raumabfolgen, Gruppen von Großgehölzen zur Raumbildung.

4. Fußgänger*innen first: Ein Campus ist ein Ort auf Augenhöhe. Der menschliche Maßstab und die Art, wie wir uns zu Fuß durch das Quartier bewegen, hat hier Priorität.

5. Komposition als Prinzip: Die historischen Bestandsgebäude im Kämmerei-Quartier bilden bereits in sich Kompositionen, welche auch für die weitere Gestaltung der Campusarchitektur als Prinzip weiterverfolgt werden soll.

6. Schrittweise und flexible Entwicklung: Da die Schulen Schritt für Schritt auf das Campusareal ziehen werden, ist es unabdingbar, von Beginn an sowohl ein starkes Zielbild zu verfolgen als auch in seinen vielen Realisierungszwischenständen die Funktionsfähigkeit und Qualität sicherzustellen.

Freiflächenplan Gewerbe- und Berufsschulcampus Kämmerei-Quartier

Funktionen auf dem Campus

Schritt für Schritt zum lebendigen Campus
Mit dem Kämmerei-Quartier entsteht in Bremen-Blumenthal ein zukunftsweisender Campus, der Bildung, Gewerbe und Denkmalschutz auf beispielhafte Weise miteinander verbindet.
Die flexible, phasenweise Entwicklung ermöglicht es, auf neue Anforderungen und Chancen dynamisch zu reagieren und den Campus Schritt für Schritt mit Leben zu füllen. Bereits die ersten Bauabschnitte schaffen attraktive Lern- und Arbeitsorte sowie vielfältige öffentliche Räume, die das Quartier nachhaltig beleben. In den kommenden Jahren werden weitere Schulen und Unternehmen hinzukommen – die Synergien zwischen Praxis und Lehre wachsen so kontinuierlich weiter.
Die denkmalgeschützten Gebäude werden behutsam weiterentwickelt und bleiben als identitätsstiftende Elemente erhalten. Grundlage der Entwicklung ist ein neuer Bebauungsplan, der die Integration von Bildung, Gewerbe und öffentlichen Nutzungen rechtlich absichert. Parallel dazu werden die Gewerbeflächen frühzeitig vermarktet, sodass Unternehmen sich bereits in den ersten Phasen ansiedeln können.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Qualitätssicherung und der Entwicklung gemeinschaftlich genutzter Flächen, die als Mehrwertprinzip den Campus prägen. Nachhaltige Mobilitätskonzepte – etwa die geplanten Mobility-Hubs – und die frühzeitige Gestaltung der Freiräume sorgen für hohe Aufenthaltsqualität und Klimaresilienz. Durch die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten – Stadt, Schulen, Unternehmen und Anwohner:innen – entsteht ein lebendiger Ort, der das Stadtbild von Blumenthal langfristig prägt und neue Impulse für die gesamte Region setzt.